Gegen die Verwendung des Wortes „Kommunismus“ als Bezeichnung für voll entwickelten Sozialismus gibt es Einwände, weil der Begriff für Siedlungsgemeinschaften benutzt wurde, die eine große Rolle in einigen Phasen des utopischen Sozialismus spielten, wovon man auch heute noch immer wieder hört. Von Kommunismus in diesem Sinne schreibe ich hier nicht. Es sei nur nebenbei gesagt, dass solche Experimente von sich heraus nicht progressiv sind. Im besten Fall sind sie eine andere Form des mittelalterlichen Klosters, eines Rückzugsortes von der jeweiligen Gesellschaft und bringen das Fehlen von Hoffnung auf eine allgemeine Veränderung zum Ausdruck, die nur erreichbar ist durch eine Weiterentwicklung der Gesellschaft selbst – durch Fortentwicklung aus den Konsequenzen ihrer Fehler und Besonderheiten heraus sowie aus dem in ihr enthaltenen Keim einer wahren Gesellschaft.
Nachdem dieses begriffliche Mißverständnis ausgeräumt ist, bleibt zu fragen, was wirklicher Kommunismus ist und die Antwort ist einfach: ein Zustand der Gesellschaft, dessen Wesen durch praktizierte Gleichheit der Bedingungen charakterisiert wird. Praktisch meint eine Gleichheit, die bestimmt ist durch Bedürfnisse und Wünsche einerseits und die Fähigkeit zu Genuss und Freude bei ihren verschiedenen Mitgliedern. Das ist die ökonomische Basis; die ethische Basis ist die gewohnheitsmäßige und volle Anerkennung des Menschen als soziales Wesen, woraus folgt, dass kein Unterschied gemacht wird zwischen der allgemeinen Wohlfahrt und dem Wohlergehen des Individuums.
Ich bin deshalb Kommunist, weil – erstens menschliche Existenz außerhalb von Gesellschaft undenkbar ist und – zweitens, weil es keine andere Grundlage, ethisch wie ökonomisch, außer dieser einen gibt, auf der eine wahre Gesellschaft errichtet werden könnte. Jede andere Basis macht Verschwendung und unnötiges Leiden zu einem wesentlichen Teil des Systems. Kurz gesagt, ich kann mir kein anderes System vorstellen, in dem Menschen zusammen leben können, außer diesen beiden: Sklaverei und Gleichheit.
Das erstere von beidem heißt, dass ein bestimmter Höherwertigkeits-Standard festgelegt worden ist (natürlich nicht als Resultat direkter Vereinbarung von Menschen, die in dem einen oder anderen System leben, sondern als das einer langen Entwicklung in Jahrhunderten). Diejenigen, die diesen Standard erreicht haben, sind die Herren über die anderen, die das nicht geschafft haben. Sie leben damit wie mit den Umgebungsbedingungen. Zusammen mit einer Quasi-Gleichstellung unter den Höheren gelingt es ihnen, die zu benutzen, die es nicht zu dieser Stufe hoch geschafft haben.
Im Umgang zwischen den Höheren und Unteren gibt es keinen Versuch einer ausgleichenden Vermittlung (ich wollte fast sagen keine Vortäuschung, aber für heutzutage wäre das nicht ganz richtig). Die Höheren nutzen ihren Vorteil maximal aus und es ist anerkannte Übereinkunft, dass die Unteren in einem Zustand permanenter Minderwertigkeit sind und so ihr Wohl- bzw. Schlechtergehen von einem ganz anderen Standpunkt aus gesehen werden muss als bei den Höheren.
Beispielsweise wäre heutzutage das Einkommen, das für ein Mitglied der wohlhabenden Klasse Ruin und Schande bedeuten würde, ein Zeichen von Erfolg und Aufstieg für jemand aus der Arbeiterklasse. Hinzuzufügen ist, dass der Maßstab für Überlegenheit immer willkürlich ist und keineswegs eine wirkliche Überlegenheit der Wohlhabenden ausdrückt. Das besonders in unserer eigenen Zeit, da die arme (oder enterbte) Klasse die Klasse mit einer realen Funktion ist; sie ist in der Tat die nützliche Klasse. Die Funktion der Reichen unter uns bezieht sich ganz allein auf ihre eigene Klasse, wodurch sie eine Last für die ganze Bevölkerung bilden.
Diese Gesellschaftstheorie war gültig den grössten Teil der Zeit seit der frühen Geschichte bis zu unseren Tagen. Obwohl sich von Zeit zu Zeit dagegen Proteste erhoben, hatte doch die grundlegende Behauptung der Notwendigkeit von Ungleichheit immer Bestand. In den beiden früheren Phasen verliehen Geburt und die wahre oder angenommene Abstammung aus dem erobernden Stamm die Verfügung über die Arbeit der nicht Zugehörigen. Der Besitz von Sklaven war die entsprechende Form in der Antike und Leibeigenschaft die in der Zeit des Mittelalters. In unserer Zeit hat sich das Privileg vom willkürlichen Zufall der Geburt auf den Erwerb (mithilfe aller außer der illegalen Mittel) einer bestimmten Menge an Reichtum gebunden, die ihrem Eigentümer ermöglicht, der nutzlosen Klasse anzugehören.
Es wäre nicht besonders ergiebig zu diskutieren, welches dieser drei Systeme der Ungleichheit, also Sklaverei, Leibeigenschaft oder Lohnarbeit, per se besser oder schlechter ist. Es genügt zu sagen, dass das jetzt bestehende in gerader Entwicklung aus den anderen heraus auf uns gekommen ist. Daraus folgt Hoffnung auf ein Fortschreiten, die jene nicht geben konnten. Und in der Tat kann jetzt eine neue Theorie der Gesellschaft vorgelegt werden, nicht als reine Abstraktion, sondern als eine Veränderung der gesellschaftlichen Bedingungen an ihrer Wurzel, die bereits auf dem Wege ist, Realität anzunehmen.
Diese Theorie ist der Kommunismus und sie sagt: in einer wahren Gesellschaft können die Fähigkeiten aller Menschen für gemeinsames Wohlergehen genützt werden. Die richtige, nicht verschwendende Anwendung dieser Fähigkeiten schafft Wohlstand im eigentlichen Sinn des Wortes und kann darin nicht fehlgehen, denn dieser von der Gemeinschaft geschaffene Wohlstand kann nur von ihr selbst verbraucht werden. Wenn einige mehr bekommen als sie brauchen, muss dieser Anteil dementsprechend Verschwendung sein und die Gemeinschaft wird dadurch ärmer und noch einmal ärmer dadurch, dass die Produzenten deshalb härter arbeiten müssen, was wiederum schmerzende und belastende Ungleichheit mit sich bringt, denn alle Menschen werden dann nicht notwendige Arbeit als sklavische Arbeit empfinden. Noch einmal, auch wenn das Verlangen nach Wohlstand unterschiedlich ist, gewisse Bedürfnisse sind allen gemeinsam. Da ich gesagt habe, dass die Gemeinschaft in einer wahren Gesellschaft den Wohlstand schafft, dann hieße es für eine Klasse, der Mangel aufgezwungen würde, sie praktisch aus der Gesellschaft auszuschließen und zu einer minderwertigen Klasse zu machen. Wenn wir wissen, dass alle zu nützlicher Arbeit fähig sind, auf welcher Grundlage könnten wir das tun? Sicherlich nicht auf der, dass sie dem als Menschen zustimmen können. Sie müssen in diese Unterordnung gezwungen werden oder dazu beschwatzt werden. Und wenn Gewalt und Betrug angewendet werden, um Menschen in künstlicher Ungleichheit zu halten, dann ist da das Ende einer wahren Gesellschaft.
Der Kommunismus kann deshalb keine Begründung finden für ungleiche Bedingungen: jedem entsprechend seinen Bedürfnissen, von jedem nach seinen Fähigkeiten – das muss immer das Motto sein. Und wenn Antwort auf die Frage gefordert wird, was sind die Bedürfnisse dieses oder jenes Menschen, wie können sie geschätzt werden? Die Antwort ist, dass die gewohnheitsmäßige Anerkennung der Gesellschaft als Maßstab es für den Einzelnen unmöglich macht daran zu denken, mehr als nach seinen wirklichen Bedürfnissen zu beanspruchen. Ich denke, dass es ihm nicht in den Sinn kommen wird, es sei möglich, sich nach vorne zu stellen auf Kosten anderer. Während auf der anderen Seite es wohl verstanden wird, dass ohne Befriedigung der Bedürfnisse eines Menschen man nicht das Beste aus seinen Fähigkeiten machen kann.
Wir werden manchmal von Leuten, die weder den jetzigen Stand der Gesellschaft verstehen noch worauf der Kommunismus abzielt, wie wir Leute unter diesen Umständen dazu bringen wollen, Ärzte, Wissenschaftler oder dergl. zu werden. Die Antwort ist klar: indem jenen, die die Voraussetzungen für ärztliche Berufe etc. mitbringen, die Möglichkeit dafür bereitgestellt wird. Die notwendigen Kosten werden von der Gemeinschaft getragen. Und da die Stellung eines Doktors, der seine Berufung verfehlt hat, mit Sicherheit unangenehm wäre in einer Gesellschaft, in der die Menschen ihre wirklichen Bedürfnisse kennen und er seinen Lebensunterhalt auch mit etwas verdienen könnte, was er gut beherrscht, würde er von dem schwierigen Vortäuschen, ein Doktor zu sein, befreit werden, wenn er doch kein Doktor ist.
Ich könnte eine lange Liste von Einwänden durchgehen, die von unwissenden Menschen gegen die einzig vernünftige Form von Gesellschaft vorgebracht werden. Aber das ist hier nicht meine Aufgabe. Ich möchte bekräftigen, dass ich ein Kommunist bin, weil ich neben anderen Gründen überzeugt bin, dass eine kommunistische Gesellschaft mit jedem Problem umgehen kann, mit dem die kapitalistische Gesellschaft zwangsläufig zu tun hat – aber mit freien Händen und deshalb mit deutlich besserer Erfolgschance. Eine kommunistische Gesellschaft würde Bedingungen schaffen, unter denen wir wirklich reich wären, denn wir verfügten über alles, was wir produzieren und würden wissen, was wir produzieren wollen. Wir hätten soviel freie Zeit neben der Herstellung der sogenannten „Gebrauchswerte“, dass jedwede Gruppe Zeit hätte, ihre Gelüste zu befriedigen, die normalerweise für überflüssig erachtet werden – Werke der Kunst, Forschungen, Literatur, die Schönheit der unberührten Natur – Anliegen, die aus meiner Sicht auch Gebrauchswerte sind. Also die Dinge, die das Leben lebenswert machen und die heute niemand in ihrer Fülle haben kann.
Ich glaube an die schließliche Verwirklichung dieses Zustands und komme jetzt zu den Methoden, mit denen dieses Ziel erreicht wird. Und hier fühle ich, dass ich mich mit etwas beschäftige, worüber es verschiedene Meinungen geben kann und muss, selbst zwischen denen, die bewusst versuchen, Gemeinschaftlichkeit einzuführen.
Vor allem glaube ich nicht (und wer tut das wirklich) an einen Kommunismus, der durch katastrophische Ereignisse gebracht wird. Dass wir am Samstag in einer kapitalistischen Gesellschaft einschlafen und am Montag in einer kommunistischen Gesellschaft aufwachen, ist völlig unmöglich. Noch einmal: ich denke nicht, dass unser Ziel durch offene Schlacht erreicht werden kann, denn die staatliche Macht wird selbst für einen Versuch dazu zu stark sein, bis die Veränderungen so weit gegangen sind, bis sie zu schwach sein wird, um es zu wagen, das Volk mit direkter physischer Gewalt anzugreifen.
Was als erstes zu tun ist: viele vom Sozialismus zu überzeugen. Das bleibt als Aufgabe, bis der gesellschaftliche Wandel kommt. Vor einiger Zeit schien es noch, als hätten wir nichts anderes zu tun und könnten das nur mittels Predigen tun, aber die Zeiten haben sich verändert. Die Bewegung für ein solidarisches Leben hat sich die letzten drei bis vier Jahre wundervoll verbreitert, das instinktive Gefühl für den Sozialismus hat nun die Arbeiterklasse erreicht und sie macht Schritte auf den großen Wandel zu. Wie schnell, das ist für uns aus der Mitte der Bewegung heraus schwer zu bestimmen. Doch dieser Instinkt führt sie nicht direkt zu der Forderung nach dem vollständigen Wandel; eher greifen sie die Positionen an, die gewonnen werden müssen, bevor wir vor die Zitadelle des Kapitalismus kommen: das Privileg von Rente, Zins und Profit. Einfach gesprochen, erkennen sie, dass es möglich ist, ihren Herren Verbesserungen des Lebens – höheren Lebensstandard, mehr Freizeit – abzutrotzen, also die Behandlung als Menschen, nicht als Maschinen. Ich sage von ihren Herren, denn von nirgendwo sonst kann es kommen. Wenn wir heute Sozialisten gewinnen wollen, ist es eine Notwendigkeit, dieser Seite der Bewegung Sympathie zu zeigen und die zu unterstützen, die daran arbeiten. Denn – ich sage es nochmals – das ist die Form, in der die Arbeiter den Sozialismus aufnehmen. Ihre Bewegung ist echt und spontan. Wie wichtig das ist, daran werden sich die erinnern, die am Besten wissen, wie die Bewegung noch vor ein paar Jahren auf wenige Personen beschränkt war, mit Bildung und Intelligenz, wovon die meisten ihrer Stellung nach der Mittelklasse angehörten. Noch müssen wir befürchten, dass die Arbeiterklasse stehen bleiben wird, wenn sie die genannten Verbesserungen erreicht hat. Sie kann und wird das nicht. Denn die Ergebnisse ihres Kampfes werden sie zwingen, die Verantwortung für die Wahrnehmung ihrer Angelegenheiten anzunehmen und die Besitzherrschaft wird der gemeinschaftlichen Leitung weichen, kaum dass die Leute der Chance in ihren Händen bewusst werden.
Das bringt uns schließlich zu der Etappe, die man jetzt mit dem Wort Sozialismus bezeichnet, also wenn die Produktionsmittel und die Märkte in der Hand derer sind, die sie benützen können, d.h. der Beschäftigten in ihrer Vielheit. Wenn es keine großen Akkumulationen von Besitz mehr geben kann, weil das Geld sein Privileg verloren haben wird. Wenn jedem eine Gelegenheit zu guter Arbeit geboten wird. Und diese Etappe des unvollständigen Sozialismus wird, wie ich glaube, schrittweise in den vollen Kommunismus übergehen ohne jeden gewaltsamen Wechsel. Zunächst werden die Bedingungen der Menschen nicht absolut gleich sein, die alte Gewohnheit, herausragende Leistungen und seltene spezielle Fähigkeiten mit extra Bezahlung zu belohnen, wird eine Zeit lang weitergehen und einige Menschen werden mehr besitzen als andere. Aber da sie einerseits arbeiten müssen um diesen Besitz zu haben und da ihnen andererseits das nur geringen Vorteil bringen kann in einer Gesellschaft, die nach Gleichheit tendiert, werden sie begreifen lernen, dass in einer Gemeinschaft, in der niemand arm ist, ein über die Bedürfnisse eines Menschen hinausgehender Besitz nicht ausgenützt werden kann. Wir werden dann anfangen, Wertmaßstäbe nicht mit einem Standard materieller Belohnung zu bilden und der Standpunkt völliger Gleichheit – was die Bedingungen betrifft – wird fraglos akzeptiert werden. Ich behaupte nicht, dass begabte Menschen nicht versuchen werden, zu brillieren, aber ihre Vorzüge werden sich nicht auf Kosten ihrer Nachbarn, sondern zu deren Vorteil auswirken.
In dieser Zeit, wenn wir das wahre Geheimnis des Glücks kennen werden, dass es entsteht durch die vergnügliche Ausübung unserer Energien und wenn alle die Möglichkeit bekommen, die für sie geeignete Arbeit unter freundlichen und unbelasteten Bedingungen zu tun, dann wird es keine Schinderei mehr geben, vor der zu fliehen ist und daraus folgend keine Konkurrenz, um den Nachbarn von seinem Platz zu vertreiben.
Was man die Geschäftsführung des Kommunismus nennen könnte, so wurde oft gesagt, und wie ich meine zu Recht, dass sie sich eher mit der Verwaltung von Dingen beschäftigen wird als mit der Regierung von Menschen. Aber diese Verwaltung muss eine Form haben und diese muss notwendig demokratisch und föderativ sein. Das heißt, es wird bestimmte Verwaltungseinheiten geben, Gemeinde oder Kommune, wie man sie auch nennen wird und diese Einheiten sind föderiert innerhalb bestimmter, sich erweiternder Kreise. Und wenn in einer dieser Körperschaften, wie zu erwarten, Meinungsverschiedenheiten entstehen, werden sie sicherlich durch nichts anderes als den Mehrheitswillen entschieden. Dabei muss man daran denken, während es beim jetzigen Zustand der Gesellschaft in jeder Versammlung Streit zwischen entgegengesetzten Interessen um Vorherrschaft geht, es in Versammlungen einer kommunistischen Gemeinschaft keine Interessengegensätze gibt, sondern nur Meinungsverschiedenheiten darüber, was der beste Weg sei in einer Angelegenheit, in der alle übereinstimmen. So dass die Minderheit nachgeben kann, ohne sich verletzt zu fühlen. Es versteht sich von selbst, dass da jeder in vollem Umfang am Wohlstand und am guten Leben teil hat, das durch die Gemeinschaft geschaffen wird, jeder auch Verantwortung für die Aufgaben der Gemeinschaft übernimmt. Das Geschäft der Verwaltung würden sie als gescheite Menschen so weit wie möglich reduzieren, um umso freier zu sein ihr Leben zu gestalten, in dem Vergnügen zu leben, zu schaffen, zu wissen und zu ruhen.
Das ist ein knapper Entwurf dessen, was ich als Kommunist für die Zukunft erwarte. Zusammen genommen ist es Freiheit von willkürlicher Behinderung – die Entwicklung der Fähigkeiten jedes Menschen zu seinem und aller Vorteil – Abschaffung der Verschwendung, indem darauf geachtet wird, dass niemand mehr bekommt als er verwenden kann und ein anderer weniger, als er braucht. Dadurch ein Zustand allgemeinen Wohlergehens und der Fülle des Lebens, weder tatenlos oder leer, noch überlastet mit Plackerei.
All das denke ich können wir direkt erreichen, wenn wir auf der Forderung nach Vergesellschaftung der Produktionsmittel bestehen. Diese Forderung wird von den Arbeitern kommen, wenn sie von ihrer Notwendigkeit voll überzeugt sind. Ich glaube, dass diese Überzeugung am Wachsen ist und dass sie diese Vergesellschaftung eines Tages durchsetzen werden, indem sie die Mittel benützen, die die heutige unvollkommene Demokratie ihnen zur Verfügung stellt. Sie werden schließlich eine breite und entschiedene sozialistische Partei formen, die unter Ausnützung der Wählerstimmen den besitzenden Klassen die Instrumente abringen wird, die heute zur Beherrschung des Volkes im Interesse der besitzenden Klassen verwendet werden. Sie werden sie dann zur Änderung der gesellschaftlichen Grundlagen verwenden, um die letzte der drei großen Unterdrückungsformen der Welt los zu werden.
„Why I am a Communist“, veröffentlicht 1895 in London in einer Broschüre der Liberty Press. Englischer Originaltext und handschriftliches Manuskript.
James Tochatti (1852-1928), der Herausgeber der Liberty Press in den 1890er Jahren hatte einen Schneider-Laden in Hammersmith. Er war sein Leben lang aktiv für den Anarchismus und die Selbstorganisation der Arbeiter. Wie William Morris lebte er in Hammersmith und so waren sie über die Zeit der Socialist League Mitglieder derselben lokalen Gruppe. Sie blieben sich freundschaftlich verbunden, auch nachdem sich Morris 1890 von der Socialist League trennte, weil er mit der darin aufgekommenen anarchistischen Tendenz nicht weiter zusammenarbeiten konnte. Morris schrieb auf Tochattis Anfrage diesen Text für eine Broschürenreihe. Mehr über ihn auf libcom.
Nachbemerkung: Auch heute muss man sich, bevor über Kommunismus gesprochen werden kann, von einer Inanspruchnahme dieses Wortes abgrenzen. Die begriffliche Vermischung dieses Ziels der Menschheitskultur, wie es von Morris hier formuliert wurde, mit dem verheerenden Komplex Lenin – Sowjetunion – totalitärer Staatskapitalismus wäre absurd und verwirrend.