I
Uns Sozialisten wird oft vorgeworfen, dass wir uns um Einzelheiten herumdrücken über den Zustand der Dinge, der auf die Zerstörung jenes Systems von Verschwendung und Krieg folgen soll, das manchmal gepriesen wird mit dem verlogenen Begriff von der Harmonischen Verbindung von Kapital und Arbeit. Viele ernstzunehmende Menschen sagen: „Wir stimmen zu, dass das gegenwärtige System unbefriedigende Resultate gezeitigt hat, aber zumindest ist es ein System. Ihr solltet in der Lage sein, uns einige definitive Ideen über die Resultate der Rekonstruktion zu geben, die ihr vorhabt und die ihr Sozialismus nennt.“
Darauf antworten Sozialisten berechtigterweise, dass wir uns nicht vorgenommen haben, ein System zu errichten um unsere Vorlieben zu befriedigen. Ebensowenig versuchen wir, es der Welt auf mechanische Weise aufzudrücken, sondern wir assistieren gewissermaßen dabei, dass sich eine Entwicklung der Geschichte durchsetzt, die auch ohne unsere Hilfe kommen würde, die uns aber dennoch zwingt, dabei zu helfen. Unter diesen Umständen wäre es müßig, einen Plan für das Leben unter Verhältnissen vorzuzeichnen, die so verschieden sein werden verglichen mit jenen, in die wir geboren wurden und in denen wir aufgewachsen sind. Um diese Einzelheiten werden sich Menschen sorgen, die das Glück haben, in einer Gesellschaft geboren zu sein, die von der Unterdrückung befreit ist, die uns niederdrückt und die sicher klüger und vernünftiger sein werden, als wir es sind. Dennoch ist es klar, dass die fortschreitenden wirtschaftlichen Veränderungen begleitet werden müssen von entsprechenden Fortschritten in den Erwartungen der Menschen. Das Wissen von diesem Fortschritt kann unsere Vorstellungen nur anregen um dieses dann einmal glückliche und menschengemäße Leben bildhaft werden zu lassen; von dem wir wissen, dass die soziale Revolution es für alle erreichbar werden lässt.
Natürlich werden diese Bilder entsprechend den Ansichten der Einzelnen variieren, aber ich habe schon in Justice zu zeigen versucht, dass die gesunde und selbstbewusste Individualität durch den Sozialismus gefördert und nicht erdrückt wird. Deshalb will ich als Künstler und Handwerker darangehen, den Hinweis im der Ausgabe dieser Zeitung vom 12. April ein Stück weiter zu auszuarbeiten, über die angenehme Arbeit in jenen Tagen, wenn wir für unseren Lebensunterhalt und unser Vergnügen arbeiten werden und nicht für Profit.
Unsere Fabrik wird dann an einem freundlichen Ort sein: keine schwierige Sache, wenn wie ich vorher sagte, es nicht länger notwendig ist, die Menschen zum Wohl des Profits in wahren Schwitzbuden zusammenzupferchen. Denn die Landschaft ist freundlich oder kann freundlich gestaltet werden mit ein wenig Mühe und Planung. Dann, unsere Fabrik steht inmitten von Gärten, so schön (vom Klima abgesehen) wie die von Alcinous, denn es gibt keine Notwendigkeit, den Platz für sie einzuschränken. Profit ist eine Sache der Vergangenheit und die Arbeit in diesen Gärten ist vollkommen freiwillig. Es ist nicht einzusehen, dass nicht 75 von 100 Menschen Vergnügen in der angenehmsten und unschuldigsten Beschäftigung finden werden, und die arbeitenden Menschen werden sicher Erholung von der Fabrikarbeit an der frischen Luft haben wollen. Sogar jetzt, wie mir gesagt wurde, können die Fabrikarbeiter von Nottingham trotz aller Nachteile einer großen Industriestadt den Berufsgärtnern manchen Hinweis geben. Die Vorstellungskraft ist wirklich geneigt durchzudrehen bei dem Bild von Schönheit und Vergnügen, das durch den Gedanken an erfahrenes, kooperatives Gärtnern um der Schönheit willen vor uns auftaucht, wobei die Schönheit auf keinen Fall den Anbau von Produkten zum Nutzen der Ernährung ausschließen würde.
Unmöglich! höre ich einen Anti-Sozialisten sagen. Mein Freund, bitte denke daran, dass die meisten Fabriken heute große und gepflegte Gärten unterhalten, nicht selten Parks und Gehölz auf vielen Hektar Fläche, mit gebührendem Personal an hochbezahlten schottischen Gärtnern, Baumpflegern, Verwaltern, Hegemeistern und dergleichen. Das Ganze ins Werk gesetzt auf die höchst verschwendersche Weise. Nur: die besagten Gärten sind, sagen wir, zwanzig Meilen von der Fabrik entfernt, von dem Rauch, und werden nur für einen Menschen aus der Fabrik unterhalten: den stillen Teilhaber nämlich …
Nun, aus diesem Anteil, den dabei Gärten haben folgt, dass unsere Fabrik keinen schäbigen Müll herstellen, kein Wasser verderben und nicht die Luft verpesten soll. Ich muss diesen Punkt nicht weiter ausführen, denn ohne den Profit wäre alles einfach genug.
Dann, zu den Gebäuden muss ich noch etwas sagen, denn für gewöhnlich wird angenommen, dass sie von der Sache her hässlich sein müssen. Und tatsächlich sind sie heute fast immer der reine Albtraum; aber ich muss sagen, es ist keineswegs zwangsläufig, dass sie hässlich sind. Nein, es wäre keine große Schwierigkeit, sie schön zu bauen, wie jedes Gebäude, das gebührend seinen Zweck erfüllt, das großzügig gebaut ist was das Material betrifft und weil es von den Arbeitern und Entwerfern mit Freude gemacht wird. Tatsächlich, so wie es läuft, spiegeln diese besagten Albtraumgebäude deutlich genau das wider, für welche Arbeit sie gebaut wurden. Sie zeigen was sie sind: vollgestopfte Tempel für schlechte Produkte und Überarbeitung, in einem Wort von Rastlosigkeit. Und so ist es nicht schwer, sich unsere Fabrikgebäude vorzustellen, deren Außenseite zeigt, wofür sie dastehen: vernünftige und leichte Arbeit, jeder Teil der Fassade ein Ausdruck von Hoffnung und Vergnügen. Kurz gesagt: So werden unsere Gebäude schön sein mit der eigenen Schönheit die der Einfachheit von Werkstätten entspricht, und nicht albern verunstaltet wie es jetzt manche sind, um ihre Widerwärtigkeit zu verstecken. Und neben den reinen Werkstätten wird unsere Fabrik weitere Gebäude haben, die mehr geschmückt sind. Speisesaal, Bücherei, Schule, Räume für Lernen auf verschiedenen Gebieten und andere Einrichtungen brauchen ihren Platz und warum sollten wir nicht den Mönchen und Handwerkern des Mittelalters nacheifern in der Verzierung solcher Gebäude? Warum sollten wir nachlässig sein in der Behausung unsere Ruhezeiten und Vergnügungen und nach den Fertigkeiten dazu suchen, so wie wir wohl nachlässig sind mit den Behausungen des schäbigen Lebens, das wir jetzt leben müssen?
Und noch einmal, wenn gezweifelt wird, ob wir uns diese schönen Gebäude werden leisten können, lasst mich daran erinnern, dass heute jede große Fabrik einen Palast unterhält (oft mehr als einen), neben dem schon genannten kostspieligen Garten und Park außerhalb des Rauches und ausgestattet mit allerart teuren Dingen – für ein Mitglied der Fabrik allein, den stillen Teilhaber – welch nützliches Geschöpf! Dabei ist es wahr, dass der besagte Palast meistens mitsamt seinem Inhalt bestialisch hässlich ist, aber diese Hässlichkeit ist nur ein Teil der bestialischen Verschwendung des gesamten Systems der Profitanhäufung, das den Arbeitern Kultivierung und Lebensstil vorenthält und deshalb keine Kunst haben kann – nicht für alles Geld.
Damit waren wir beim Äußeren unserer Fabrik der Zukunft und haben gesehen, dass sie die Schönheit der Welt nicht verletzt, sondern eher ihr hinzufügt. Zu anderer Gelegenheit möchte ich ein Bild davon entwerfen, wie dort die Arbeit vor sich gehen wird.
II
Im vorangegangen Artikel versuchten wir durch die Gegenwart in die Zukunft zu sehen auf eine Fabrik, wie sie sein könnte und waren bis zur äußeren Umgebung gekommen.
Aber die Äußerlichkeiten eines industriellen Palastes können nur dann entstehen, wenn die Arbeit, die innerhalb der Mauern verrichtet wird in allem vernünftig und menschlichen Wesen angemessen ist. Ich meine, keine bloße Schrulle eines reichen und philantropischen Fabrikbesitzers, der schon mal eine Fabrik dauerhaft freundlich und annehmbar für die Arbeiter darin macht; er stirbt oder wird ausgekauft, seine Erben sind vielleicht ärmer oder sind mehr auf den Profit aus – und all die Schönheit und Ordnung wird aus dem kurzlebigen Traum verschwinden: auch die äußere Schönheit in Fragen der Industrie muss das Werk der Gesellschaft und nicht von Individuen sein.
Nun zur Arbeit. Zuerst wird sie nützlich sein, ehrenwert und geehrt. Es wird keinen Anlass zur Herstellung nutzlosen Spielzeugs geben – denn es wird keine reichen Leute geben, die ihr Hirn anstrengen um Wege zu finden, ihr überflüssiges Geld loszuwerden und konsequenterweise auch keine „Organisatoren der Arbeit“, die abseitige Spinnereien befriedigen zum Nutzen des Profits und dabei ihre Intelligenz und Energie verschwenden um Fallen in Form von Tand aufzustellen, die sie selbst von Herzen verachten. Noch wird die Arbeit Kitsch und Plunder hervorbringen, denn es wird keine Millionen Arme geben als Markt für Waren, die niemand freiwillig auswählen würde, wenn ihm nichts anderes übrig bliebe. Jeder wird sich, wie nachher gezeigt, gute Dinge seiner Wahl leisten können; wird genug über die Qualität der Güter wissen, um die abzulehnen, die nichts taugen. Einfache und rohe Güter wird es für einfache und tagtägliche Zwecke geben, aber sie werden sich offen präsentieren als das was sie sind; verfälschte Produkte werden unbekannt sein.
Weiterhin werden, wo notwendig, Maschinen nach höchstem Erfindergeist und praktischer Bewährung benützt werden – aber nur um menschliche Arbeitskraft zu sparen. Sie könnten auch kaum für irgendetwas anderes eingesetzt werden in der wohlgeordneten Arbeit, über die wir jetzt nachdenken. Denn wenn der Profit einmal tot ist, gäbe es keine Veranlassung, Waren aufzuhäufen, deren offensichtlicher Wert als nützliche Artikel (ihr üblicher konventioneller Wert eben) nicht auf notwendiges oder vernünftiges Verlangen der Menschen nach diesen Dingen antwortet. Künstlich erzeugte, der Öffentlichkeit aufgezwungene Nachfrage, die den Kapitalisten in ihrer Jagd nach frischem und immer neuem Profit dient: Daraus kommen keine Produkte, die einen wirklichen Nutzen haben um verwendet zu werden; ihr üblicher (nennen wir er Schein-) Gebrauchswert kommt aus ihrem Wert als Tauschartikel für Profit in einer Gesellschaft, die eben dafür eingerichtet ist.
Nehmen wir an, die Herstellung nutzloser Waren, entweder schädlicher Luxus für die Reichen oder schändliche Ersatzprodukte für die Armen, kommt an ihr Ende – und wir haben die Verfügung über die Maschinen, die einst dem Profitmachen dienten und jetzt nur noch der Ersparnis an menschlicher Arbeitskraft – dann folgt daraus, dass jede Arbeitskraft sich viel weniger lang plagen muss und noch weniger, weil wir alle Nicht-Arbeiter losgeworden sind (und die beschäftigt-arbeitslosen Leute). Damit wird die Arbeitszeit jedes Mitglieds der Fabrik sehr kurz sein; sagen wir, um nicht zu übertreiben, vier Stunden am Tag.
Dann mag es einem Künstler (das ist jemand, dessen Arbeit angenehm und nicht sklavisch ist) erlaubt sein zu hoffen, dass in keiner Fabrik alle Arbeit nur von Maschinen ausgeführt wird, auch nicht um des Vier-Stunden-Tags willen. Denn aus dem oben Gesagten über die Verwendung der Maschinen zur Zeitersparnis folgt, dass es keine Arbeit geben wird, die den Menschen selbst in eine Maschine verwandelt. Deshalb sollte zumindest ein Teil der Arbeit – der nützlichen und tatsächlich erforderlichen – angenehm zu erledigen sein. Die Bedienung der Maschinen sollte keine lange Lehrzeit brauchen; deshalb würde eine Person auf keinen Fall ihre täglichen wachen Stunden damit verbringen, an einer Maschine rauf und runter zu laufen und das auch nicht in der beschriebenen verkürzten Arbeitszeit. Die anziehende Arbeit in unserer Fabrik, das von ihr, was in ihr selbst angenehm ist, wäre dann von künstlerischer Natur. Deshalb endet in einem solchen System alle Sklaverei der Arbeit, alles was mühevoll ist, würde reihum Schicht für Schicht übernommen werden und so verteilt wäre es keine Last mehr sondern in der Tat ein Ausspannen von der aufregenderen oder künstlerischen Arbeit.
Dadurch würde der Stachel aus dem Fabriksystem genommen, der jetzt das Arbeitsleben, das ein Segen für die Gemeinschaft sein sollte in einen Fluch verwandelt hat; durch die Aneignung der Produkte der Arbeit durch Einzelne, um durch sie zweifelhafte Vorteile eines besonderen Luxuslebens oder reiner Untätigkeit zu ermöglichen – mit dem Resultat trostloser Sklaverei für die Masse der Arbeiter. Lange Arbeitsstunden, ständig zunehmende Belastung während dieser Stunden und absolute Widerwärtigkeit in der Arbeit selbst sind dabei die allergrößten Übel.
Es bleibt mir noch, in einem weiteren Artikel meine Hoffnungen vorzustellen über die Art, wie das Zusammenleben in solchen sozialen Gruppen wie gut organisierten Fabriken das allgemeine Wohlbefinden, den materiellen und geistigen Standard erhöhen wird um, kurz gesagt, das an Ereignissen und Vielfalt reiche Leben zu schaffen, frei von Anstrengung durch trübes Durcheinander; das Leben, von dem der Individualist vergeblich plappert, worauf aber der Sozialist direkt zustrebt und eines Tages erreicht haben wird.
III
In den vorangehenden Artikeln habe ich versucht zu zeigen, dass in einer wohlgeordneten Gesellschaft, in der die Menschen für ihren Lebensunterhalt und nicht für den Profit anderer arbeiten, eine Fabrik nicht nur durch ihre Umgebung angenehm wäre und in ihrer Architektur schön sein könnte, sondern dass auch die schwere und notwendige Arbeit in ihr so gestaltet werden könnte, dass sie weder eine Belastung an sich oder durch ihre lange Dauer wäre. Mehr noch, die Organisation einer solchen Fabrik, das heißt nichts anderes als einer Gruppe von Menschen, die in harmonischer Kooperation für einen nützlichen Zweck arbeiten, würde in sich selbst die Möglichkeit bieten, die Freude am Leben zu fördern.
Um damit zu beginnen: eine solche Fabrik wird sicherlich ein Zentrum der Bildung sein. Jedes Kind, das ein entwicklungsfähiges Talent für ein jeweiliges Gewerbe zeigt, würde schrittweise und ohne Zwang neben dem Lernen mit Büchern in technische Zusammenhänge eingeführt werden, die bis zu einer gründlichen Lehrzeit in dem Beruf führt. Wenn die Begabung jedes Kindes in der Wahl seiner Einweisung und Beschäftigung berücksichtigt wird, dann ist zu erwarten, dass so ausgebildete Kinder sich eifrig auf die Zeit freuen werden, wenn es ihnen selbst erlaubt wird, wirklich nützliche Güter herzustellen. Ein Kind, dessen manuelle Geschicklichkeit parallel mit seinen geistigen Fähigkeiten ohne unangebrachten Druck gefördert wurde, wird mit Sicherheit ebenso gern das Weberschiffchen, den Hammer und was auch immer zum ersten Mal als richtiger Arbeiter ergreifen und das Schaffen beginnen, wie ein junger Gentleman heute zu seinem ersten Gewehr greift und das Töten anfängt.
Die so begonnene Erziehung des Kindes wird für den Erwachsenen fortgeführt, der jede Gelegenheit haben wird, die schönen Seiten seines Berufes auszuüben und in ihnen, wenn gewollt, zum höchsten Grad der Perfektion zu gelangen. Nicht mit dem Zweck, sein Spezialwissen auszunützen um seine Arbeitskollegen anzutreiben, sondern zu eigenem Vergnügen und Ehre als guter Künstler. Ähnliche Gelegenheiten werden zum Studieren bereitgestellt werden, in der Tiefe, die das Fach bietet; also die Wissenschaft seines Berufes. Daneben wird jede Produktionsgruppe (oder Fabrik) über eine gute Bibliothek und Studienleiter verfügen, während die andere, freiwillige Beschäftigung des Arbeiters sich je nachdem den Allgemeinwissenschaften oder der Literatur zuwendet.
Darüber hinaus könnte die Fabrik einem weiteren Bildungsbedürfnis entsprechen und der Öffentlichkeit zeigen, wie ihre Produkte hergestellt werden. Wenn die Konkurrenz tot und begraben ist wird kein Prozess, kein Verbesserungsdetail der Maschinen vor dem erstbesten Fragesteller verborgen werden. Das so geteilte Wissen würde das allgemeine Interesse an der Arbeit und den Realitäten des Lebens fördern, das Niveau der grundlegenden Arbeiten erhöhen und einen ausgezeichneten Fertigungsstandard mit sich bringen – und umgekehrt ein starkes Motiv für die Arbeiter, sich anzustrengen.
Welch starker Kontrast zu dem jetzt Existierenden! Denn heute ist die Öffentlichkeit und besonders jener Teil, der keine manuelle Tätigkeit ausübt, vollkommen unwissend von den Gewerben und Arbeitsprozessen; sogar dann, wenn sie vor ihrer Tür ausgeübt werden. So ist die Mittelklasse nicht nur wehrlos gegenüber offensichtlicher Verhunzung und was noch schlimmer ist, notwendigerweise ganze Welten von jeder Sympathie mit dem Leben in einer Werkstatt entfernt.
Auf diese Weise würde die Fabrik durch Kooperation mit anderen Wirtschaftszweigen sowohl Bildung für ihre eigenen Arbeiter bieten als auch seinen Teil zur Bildung der Bürger außerhalb leisten. Noch mehr, sie würde mit Selbstverständlichkeit es leicht finden, zur rein erholsamen Unterhaltung beizutragen, denn sie wird über genügend Räume für Büchereien, Lehrsäle, Speiseräume und dergleichen verfügen. Gesellige Versammlungen, Musik- und Theatervorstellungen werden sich dann auf einfache Weise durchführen lassen.
Ein Vergnügen – und zwar ein bedeutenderes – muss ich erwähnen: ein Vergnügen, das den Arbeitern der Gegenwart unbekannt ist und sogar für die untätigen und Freizeit genießenden Schichten nur in einer elend verdorbenen und degradierten Form existiert. Ich meine die Ausübung der höheren Künste: Menschen, die unter den oben erwähnten Bedingungen leben, mit manuellem Geschick, technischer und allgemeiner Bildung und mit freier Zeit, um aus diesen Vorteilen etwas zu machen, werden gewiss eine Liebe zur Kunst in sich entwickeln, das heißt einen Sinn für Schönheit und Interesse am Leben, das sie mit der Zeit zu Verlangen nach künstlerischem Schöpfertum anregen muss und die Befriedigung daraus ist von allen Vergnügen das größte.
Ich habe damit begonnen, dass unsere Gruppe der sozialen Arbeit sich mit der Herstellung von greifbaren nützlichen Dingen beschäftigen wird, aber wir haben gesehen, dass dies nur einen kleinen Teil der Zeit jedes Arbeiters beanspruchen wird. Ihre Freizeit werden sie, neben der rein körperlichen Ruhe und Erholung, so wie von mir vermutet, dafür verwenden, sich in den Feinheiten ihres Berufes zu perfektionieren oder in der Erforschung seiner Grundlagen. Einige werden an dem Punkt aufhören, andere werden darangehen ihr Allgemeinwissen zu verbreitern, und einige – und ich glaube die meisten – werden sich zur Schaffung von Schönheit hingezogen fühlen und werden die Möglichkeiten dafür unter ihren Händen finden, während sie ihren Anteil an der notwendigen Arbeit für das gemeinsame Wohl leisten – sie würden sich daran erfreuen, die Güter, die sie herstellen, zu verzieren und wären nur begrenzt durch die künstlerischer Überlegung, wieviel und welche Art von Arbeit den Produkten angemessen ist. Weder – um einem möglichen Einwurf zu entgegnen – wäre da die Gefahr, dass die verzierende Arbeit zu amateurhaftem Pfusch verkommt, so wie sich das jetzt der Welt aufdrängt durch feine Ladies und Gentlemen auf der Flucht vor Langeweile; denn unser Arbeiter wird als Arbeiter gründlich ausgebildet sein und genau wissen, was gute Arbeit und gute Verarbeitung (eben nicht handelsmäßig) heißt. Und weil die Allgemeinheit auch aus Arbeitern besteht, wird sie gut beurteilen können, was wirkliche Arbeit beinhaltet. Unsere Arbeiter werden ihre künstlerische Arbeit unter wacher Kritik von ihresgleichen tun – ihrer Kollegen in der Werkstatt und einer Öffentlichkeit von intelligenten Arbeitern.
Das Hinzufügen von Schönheit zur notwendigen Tagesarbeit wird entsprechende Nachfrage durch den Kunstanspruch der meisten Menschen finden, noch mehr: unsere Fabrik, die äußerlich schön ist wird drinnen kein Gefängnis oder Arbeitshaus sein. Die Architektur wird nach innen kommen in Form von Ornamenten, die den jeweiligen Bedingungen angepasst ist. Ich kann auch nicht einsehen, warum die höchste und geistvollste Kunst – Bilder, Skulpturen und ähnliches – nicht den wahren Palast der Industrie schmücken sollten. Leute, die ein menschliches und vernünftiges Leben führen werden sich ohne Schwierigkeiten zurückhalten können, sowohl diese wie andere Ausschmückungen zu übertreiben. Hier könnte das besondere Talent von Arbeitern Anwendung finden, gerade in den Fällen, wenn deren tägliche notwendige Arbeit einen kargen Rahmen für künstlerische Arbeit bietet.
So würde unsere sozialistische Fabrik neben der Herstellung von nützlichen Gütern für die Gemeinschaft ihren Arbeitern eine Arbeit bieten, erträglich in ihrer Dauer und ihrer nicht belastenden Art und Ausbildung für Kinder und Jugendliche. Ernsthafte Beschäftigung, vergnügliche Entspannung und Ausruhen in der Freizeit und dabei die Schönheit der Umgebung, die Kraft aus der Schaffung von Schönheit – wie sie von jenen beansprucht werden wird, die Freizeit, Bildung und eine ernsthafte Beschäftigung haben.
Niemand kann sagen, dass diese Dinge für die Arbeiter nicht wünschenswert wären, aber wir Sozialisten kämpfen dafür, dass sie nicht nur als wünschenswert scheinen, sondern notwendig sind; gut wissend, dass sie in dem bestehenden Gesellschaftssystem nicht erreicht werden können – und warum? Weil wir nicht genügend Zeit, Sorge und notwenige Gedanken dafür übrig haben um sie zu bekommen. Und noch einmal: warum können wir das nicht? Weil wir im Krieg sind, Klasse gegen Klasse und Mensch gegen Mensch; all unsere Zeit wird damit verbraucht. Wir sind gezwungen, uns nicht mit den Künsten des Friedens zu beschäftigen, sondern mit den Künsten des Krieges, kurz gesagt, mit Betrug und Schinderei. Unter diesen Lebensbedingungen kann die Arbeit nur eine schreckliche Last sein, degradierend für den Arbeiter und noch degradierender für die, die von seiner Arbeit leben.
Das ist das System das wir stürzen und durch eines ersetzen wollen, in dem die Arbeit nicht länger eine Last sein wird.
Erschienen in Justice, April/Mai 1884
Eigene Übersetzung 2013